Der Kunde setzte seit einigen Jahren erfolgreich einen Microsoft Small Business Server 2008 ein. Mit der Zeit ist dieser zu klein geworden, da die Mitarbeiteranzahl inzwischen über die lizenzrechtlich zugelassenen 75 Accounts gewachsen war. Deshalb wurde nach einer neuen Lösung gesucht und im Exchange Server 2013 gefunden. Die anderen verwendeten Rollen des SBS 2008 sollten auf dedizierte Server verteilt werden.
Problemstellung
Da der Kunde in der Fertigungsindustrie tätig ist und mit mehreren internationalen Standorten über VPN vernetzt ist, musste die Umstellung möglichst unterbrechungsfrei, bzw. nur mit kurzen vorab angekündigten Unterbrechungen erfolgen.
Lösung
Das Projekt wurde von Anfang an sehr lange terminiert, um zwischen den einzelnen Schritten genügend Puffer zu haben. Teile der Arbeiten wurden von den IT-Mitarbeitern des Kunden selbstständig und unabhängig von der Exchange-Migration vorab bzw. parallel durchgeführt. Längere Ausfallzeiten wurden für Samstag- und Sonntagvormittag eingeplant, da hier die Beeinträchtigungen am geringsten waren.
Projektumsetzung
Als erstes wurde ein zweiter Active Directory Domain Controller inkl. DNS- und DHCP-Server installiert und konfiguriert, denn der SBS war bei Projektstart der einzige DC, DNS- und DHCP-Server. Nachdem die DCs synchronisiert und keine Fehler auftraten, wurde ein neuer Windows Server 2012 R2 als Template installiert und auf den aktuellen Stand gepatched, aus diesem wurden dann die benötigten dedizierten Server (Datei‑, Druck‑, Exchange‑, 3. DC-Server) geklont. SharePoint, Fax und SQL wurden auf dem SBS nicht genutzt und mussten deshalb nicht migriert werden.
Nach den üblichen Vorbereitungen (PrepareSchema, PrepareAD, …), Installation der Windows-Features und der zusätzlichen Software wurde die Exchange-Server Software in der aktuellen Version installiert. Im Exchange Admin Center waren beide Server auf Anhieb sicht- und administrierbar, Emails wurden problemlos empfangen und konnten genauso problemlos versendet werden. Damit die “neuen” Postfächer uneingeschränkt weiter funktionieren, wurden alle Richtlinien und Grenzwerte gemeinsam mit der Kunden-IT geprüft und vom alten Exchange auf den neuen übertragen bzw. angepasst.
Nachdem ein Test mit einem neuen Benutzerpostfach zufriedenstellend verlief, wurden die verschiedenen virtuellen Verzeichnisse des Exchange-Servers konfiguriert und getestet, speziell OWA, OAB, EWS, ActiveSync und RPC. Des weiteren wurden die notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit Systeme wie z. B. Drucker E‑Mails über den neuen Exchange-Server versenden konnten. Mit einigen vorab angelegten Test-Postfächern wurde die Migration und der anschließende Zugriff, Versand und Empfang über Outlook, iOS, Android, etc. getestet. Nachdem alle Fehler behoben waren, wurde der neue Exchange-Server ins Backup aufgenommen und die Benutzerpostfächer wurden nach und nach durch die IT-Mitarbeiter des Kunden verschoben.
Anschließend wurden die öffentlichen Ordner vom SBS entsprechend den Checklisten und mithilfe der Skripte von Microsoft auf den Exchange 2013 Server migriert. Nachdem alle Postfächer erfolgreich migriert waren, wurden die Konnektoren auf dem neuen Server eingerichtet, des weiteren wurde die Firewall so konfiguriert, dass die E‑Mails direkt zum Exchange-Server 2013 geroutet wurden. Alle Kunden-Systeme, die per SMTP E‑Mails über den SBS versendet hatten, wurden auf den Exchange 2013 umgestellt und getestet. Zuletzt wurden auf dem SBS 2008 die alten Konnektoren entfernt und Exchange 2007 deinstalliert.
Nachdem der SBS Server vom Active Directory Domain Controller heruntergestuft und ein neuer DC als virtuelle Maschine installiert war, wurde der DNS und das Active Directory von den SBS-Altlasten bereinigt und das AD Schema auf die aktuelle Version angehoben.
Endergebnis
Bis auf einige Arbeitsplätze, die partout nicht die neuen Exchange-Server-Informationen aus dem Active Directory übernehmen wollten, lief die Migration weitgehend reibungslos und für die Anwender störungsfrei. Als großer Vorteil erwies sich, dass die Arbeiten flexibel durchgeführt werden konnten und das Projekt nicht in ein zu enges zeitliches Korsett gepresst wurde.